Am Nachmittag des 9. Juni 2004 explodierte in der stark belebten Keupstraße in Köln eine Nagelbombe, gefüllt mit über 5 kg Sprengstoff und 800 Zimmermannsnägeln. Sie sollte ein Blutbad mit Toten und Verletzten in der hauptsächlich von Menschen aus der Türkei bewohnten Straße anrichten. Nur durch Zufall starb niemand. Aber mehr als 22 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Für die Bewohner- und BesucherInnen der Keupstraße war sofort klar: Das war ein Terroranschlag von Nazis.
Die Ermittlungen hatten kaum begonnen, da stellten Polizei und Innenminister fest: es gibt keinen „ausländerfeindlichen Hintergrund“, die Täter sind unter den MigrantInnen zu suchen und damit wurden Nazis von vornherein ausgeschlossen. Das war und blieb in den Köpfen der Ermittler, als sie die Opfer zu Tätern machten. Zum Anschlag kamen das Kalkül und die politische Bosheit der falschen Verdächtigung, die Drangsalierung durch permanente Verhöre und die Angst, dass die Nazi-Täter unbehelligt sind und nochmals zuschlagen könnten. Tag für Tag, Jahr für Jahr mussten die Betroffenen diese Tortur aushalten. Auch Linke, AntirassistInnen und AntifaschistInnen haben fast ausnahmslos die Betroffenen alleine gelassen und nicht unterstützt.
Nach dem Tod von U. Böhnhardt und U. Mundlos im November 2011 wurde klar, dass dieser Anschlag von den Nazis des sog. Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) begangen worden war, ebenso wie der Sprengstoffanschlag in der Probsteigasse in Köln und die Morde an neun Männern türkischer bzw. griechischer Herkunft. Jahrelang konnte der NSU ungehindert als Todesschwadron durchs Land ziehen. Verfassungsschutz und Polizei verhindern noch heute, dass das gesamte Netz und die Taten der Nazis aufgeklärt werden. Die Empörung in den Medien war zuerst groß, die praktische Unterstützung für die Betroffenen aber gering…
Lest mehr im Beitrag von Wolf Wetzel: „Nagelbombenanschlag in Köln 2004“ (Auszug aus dem Buch „Der NSU-VS-Komplex“) – 2013 [.pdf, 65 KB, de]