Denkmal für die NSU-Opfer: Offener Brief der Initiative Keupstraße ist überall

Leserbrief der Initiative „Keupstraße ist überall“ zu den Artikeln des KStA ab 27.2.18 zum geplanten Kölner Denkmal für die NSU-Opfer

Die Initiative „Keupstraße ist überall“ wendet sich entschieden gegen die Artikel des KStA und Express zum Denkmal für die NSU-Opfer in Köln. In diesen Artikeln wird nur größtes Verständnis für die Interessen der Investoren aufgebracht. Ebenfalls scheint sich unsere Oberbürgermeisterin überwiegend diesen Interessen verpflichtet zu fühlen. Wir erinnern dazu nur an das Grundgesetz: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“.

Es wird kein Wort daran verschwendet, wie wichtig das Denkmal für die direkt Betroffenen der NSU-Bombenanschläge in der Keupstraße und in der Probsteigasse und nicht zuletzt für die Kölner Stadtgesellschaft insgesamt ist.

In der Keupstraße wurde ein Massenmord an Kölner Einwohnern versucht, nur weil sie migrantischer Herkunft sind. Die Bewohner wurden mit dem Trauma alleingelassen. Der Anschlag des NSU hat tief und dauerhaft in das Leben der unmittelbar Betroffenen eingegriffen. Sie wurden 7 Jahre lang verdächtigt, bis durch das Auffliegen des NSU klar wurde, dass Neonazis die wirklichen Täter waren. Es waren Kölner Behörden, die nicht nach den Regeln ordentlicher Ermittlungen nach den Tätern fahndeten, sondern stattdessen die Opfer verfolgten. Es waren Kölner Behörden und Medien, die sich an den Diskriminierungen und Drangsalierungen beteiligten. Auch die betroffene Familie in der Probsteigasse wurde verdächtigt, selbst etwas mit dem Anschlag zu tun zu haben.

Die Tatsache, dass Kölner Stadtgremien einen Architektenentwurf bevorzugten, der die Bebauung des Denkmalplatzes vorsieht, obwohl andere Entwürfe vorlagen, die den Platz für das Denkmal frei ließen, zeigt, dass immer noch nicht begriffen wird, welche Bedeutung dieses Denkmal als Erinnerungsort hat. Die Erinnerung an die gesellschaftlichen Zustände und an die Einrichtungen, die diese Tat nicht verhindert haben, und an die nachfolgenden rassistischen, die Opfer diskriminierenden Ermittlungen ist unentbehrlich für den gemeinsamen Weg hin zu einer offenen demokratischen Gesellschaft. Das Denkmal soll ein Zeichen sein, dass die Kölner Stadtgesellschaft gemeinsam rassistischen Angriffen entgegen treten und sich für ein gutes Zusammenleben aller Menschen in Köln einsetzen will.

Wenn betont wird, wie wichtig die Beteiligung der Betroffenen im Auswahlverfahren für das Denkmal war, und stolz gesagt wird, dass Köln damit etwas ganz Besonderes geleistet hat, dann gehört dazu, die Entscheidung der Betroffenen für den Standort Ecke Keup/Schanzenstraße zu respektieren. Dieser Platz sollte als einzig geeigneter Standort zur Verfügung gestellt werden, da er die Keupstraße mit einbezieht. Dieser Platz gewährleistet den Bezug zur lebendigen Keupstraße, in der Einwanderer aus vielen Ländern leben und arbeiten. Der Ort des Anschlags ist nur 60 m entfernt, und die Sichtachse von diesem Ort her und aus der umgebenden Keupstraße heraus trifft genau auf diese Ecke. Deshalb ist im Entwurf des Künstlers Ulf Aminde der Standort des Denkmals an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße eingeschlossen. Die Platzierung des Denkmals im Neubaugebiet würde die Keupstraße gewissermaßen abhängen und den Austausch zwischen Bewohnern und Besuchern sowie das gemeinsame Erinnern, das sich auch die Keupstraßen-Bewohner wünschen, nicht möglich machen.

Jede Entscheidung für oder gegen diesen Ort ist eine politische Entscheidung und eine Botschaft an die Menschen, die hier leben, ob sich die Stadt Köln ernsthaft gemeinsam gegen Rassismus positioniert oder es ihr doch nicht so wichtig ist.