19.04.15.: Buchvorstellung „Von Mauerfall bis Nagelbombe“ @ Dortmund

Deutsch-türkische Lesung und Diskussion

Am 9. Juni 2004 explodierte in der Kölner Keupstraße eine Nagelbombe, die Teil der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) war. Nach dem Anschlag wurde die gesamte Anwohnerschaft kriminalisiert und vom Verfassungsschutz bespitzelt. Die Opfer wurden zu Tätern gemacht, während die wirklichen Täter/innen und ihre Strukturen von den Behörden unbehelligt blieben. Die stigmatisierende These der Ermittlungsbehörden, wonach die Täter zuerst im Umfeld der Keupstraße zu suchen seien, blieb in der Öffentlichkeit weitestgehend unwidersprochen.

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Rechtsextreme Anschläge und die Verfolgung der Betroffenen statt der Täter/innen stehen in einem größeren Zusammenhang rassistischen Denkens und Handelns, dem seit dem Mauerfall 1989 über hundert Menschen zum Opfer fielen. „Von Mauerfall bis Nagelbombe“ setzt die Pogrome der 1990er Jahre in Bezug zu den NSU-Anschlägen und zeigt gemeinsame Erfahrungen und Analysen von Rassismus in Deutschland.

Akteur/innen der Initiative „Keupstraße ist überall“ lesen aus dem Buch vor. Herzstück des Buches sind die Interviews mit den Betroffenen der Nagelbombe, die eindrücklich ihre Beobachtungen als Augenzeugen schildern, aber auch davon berichten, welche Tortur sie in den Jahren nach dem Anschlag erleben mussten.

Ayla Güler Saied von der Gruppe „Dostluk Sineması“ berichtet von den Gesprächen mit Betroffenen: „Die Essenz aller Interviews ist das Gefühl ‚Die wollen uns hier nicht.‘ Hier wurde sieben Jahre lang ein Klima der Verdächtigungen und des Misstrauens geschaffen.“

Das Buch „Vom Mauerfall bis Nagelbombe“ wurde mit finanzieller Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW herausgegeben.

Lesung / Gespräch mit AkteurInnen der Initiative „Keupstraße ist überall“

Sonntag, 19.04.2015 | 13:00 Uhr | zuvor ab 11 Uhr Frühstück
Bezent e.V., Dortmund
Münsterstr. 56, 44145 Dortmund